Die Erbschoft
von Ernst Schenke
Jitz loag schunt sieba Wucha lang
Die ale Mutter Pietschen krank.
Die Erba sproacha: „Nee, nee, nee,
Die werd nich meh.
Nee, nee, woas ies doas ferr`n Nut,
Kee Erborma nich hoot dar Tud.
Nee, nee, Ihr Leute, doo leit se nu,
Nee nee - ju ju.
Und die woar asu mühsam - ei olla Stücka,
Eim Wäschewoscha - eim Strümpestricka,
Die stoand omm Schoffe und oan derr Ploate,
Die flanzte Gurka und Kraut und Sulloate,
Und Erbsa und Rüba und Welschkraut und Kuhl,
Die hotte is ganze Gartla vuul.
Und oll`s macht`se salber, und oll`s macht`se alleene,
Und is Reißa hott`se eim linka Beene
Und hotte Kummer und Surga gruß
Und hotte a Krompf und a Hexaschuuß.
Jitz leit se doo - nee nee, Ihr Kinder,
Kunnt se nich sein a bißla gesünder?
Kunnt se nich noch a bißla laba?
Die buk immer sichte schiene Baba!“
Laut jommerta jitze und kloata die Erba:
„Nee, wenn se doch eenzig - und tät nich sterba!“
Die Mutter Pietschen über Nacht -
Hott`s kurz gemacht,
Om Fanster stond is Murgaruut -
Die Mutter Pietschen, die woar tuut.
Om dritta Tage wurd`se begroaba.
Die Erba ginga olle miet,
Songa noch a schienes Lied
Und meenta: - Die ies gutt uufgehoaba.
Derr Mensch ies jung,
Derr Mensch wird aalt,
Und wenn a sterbt,
Doo ies a kaalt.“
Jitz - mit dar Erbschoft koam`s dernoo,
Is hotte nämlich nischt meh doo.
Is Geld woar verlabt und is Häusla verschuld`t,
Is hotte kee Silber und kee Guld.
Is hotte zur Nut a poar ale Lumpa.
Derr Gerichtsvullzieher woar oangemeld`t
Und ma mußt` sich goar is Begräbnisgeld
Eim ganza Durfe zusommapumpa.
Do sproacha die Erba:“Kunnt`s andersch sein?
A ganza Taag bluß die Faulheet stärka?
Nu doo, nu doo - die labte fein,
Doas kinnt err euch merka,
Do wurda die feinsta Bißla gebacka,
Do wurde gepriezelt und geschmärt!
Inserees ging ei ala Jacka,
Die hoot sich freilich gutt genährt:
Die Klunkern hoot se sich woscha loon,
Salber hoot se reen nischt getoon!
Die hoot nich amoll is Gartla geflägt,
Die hoot nich gegroaba, die hoot nich geägt;
Die hoot loon die ganza Gurka verdurr`n,
Und oller Dreck ies err zuviel gewurrn.
Die hielt sich kaum reen is eegne Naast -
Doas ies die Richtige gewaast!“